Ostsee-Barock vereinigt Vorträge zweier Symposien. Um den Band abzurunden, wurden einige Aufsätze neu in Auftrag gegeben. Sie dokumentieren Ergebnisse einer interdisziplinären Greifswalder Arbeitsgruppe, an der neben Skandinavisten auch Germanisten, Historiker. Latinisten und Musikhistoriker beteiligt sind. Zum Ostsee-Barock wird auch die Literatur des 17. Jahrhunderts aus Island und Norwegen gezählt - die beiden Länder gehörten zu Dänemark, ihre Dichter hatten in Kopenhagen studiert. Ostsee-Barock zeigt, daß dem Barockforscher Entdeckerfreuden lachen. Sie beruhen zum einen auf Funden rein materieller Art - immer noch werden Texte wiederentdeckt. Zum anderen werden neue Fragestellungen an die alten Texte herangetragen, die sie in ein überraschendes Licht rücken: Dichtung war damals keineswegs nur statisch und affirmativ-orthodox im Dienste des theokratischen Staates, des Hofes oder des Patrizierturns, sie konnte durchaus inszenierte Mehrdeutigkeit aufweisen, subversive oder systemkompSementäre Funktionen übernehmen - sie war also "moderner", als wir lange annahmen. Das ist in diesem Band u.a. bei Petter Dass oder bei Gunno Eurelius Dahlstierna und Georg Stiernhielm zu sehen. Sogar in den Huldigungsgedichten eines Thomas Kingo an seinen absolutistischen Monarchen konnte politische Kritik versteckt sein.

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