Beschreibung
Eigentlich ha¨tte sie lauthals um Hilfe rufen mu¨ssen, als der Fremde zu ihr ins Haus trat, wa¨hrend sie mit bloßen Fu¨ßen im Bottich stand, um die Trauben zu keltern. Aber die Tu¨r hatte diesmal nicht geknarrt, und auch sein freundlicher Gruß verwirrte sie. So beginnt das, was das dumme kleine Ma¨dchen, wie sie sich selber nennt, in ihr Tagebuch schreiben wird. Und das erza¨hlt dann von ihrer Heirat, von ihrer Schwangerschaft, von dem beschwerlichen Weg nach Bethlehem. Nur an ihr Sto¨hnen, ihre Schreie wa¨hrend der Stunden, als die Wehen immer sta¨rker wurden, hat sie danach kaum noch eine Erinnerung. Denn nun liegt ja ihr Sohn auf ihrer Brust. Und sie wird ihn Jeshuah nennen, wie der Fremde gesagt hat. Denn jetzt weiß sie endlich, was dieses Wort Gnade bedeutet, von der er damals geredet hat.
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Autorenportrait
Eckhard Lange wurde 1935 in Stettin geboren. Ausgebombt und evakuiert, kam er 1945 nach Lübeck. Abitur 1956, danach studierte er in Bielefeld, Heidelberg und Hamburg evangelische Theologie und war drei Jahrzehnte lang Gemeindepfarrer in einem Industrievorort der Hansestadt. Für diese Arbeitergemeinde schrieb er zahlreiche Liedtexte, Anspiele und Kurzgeschichten. Im Ruhestand folgten mehrere Romane, vor allem aber Erzählbände, in denen Gestalten der Bibel zu Wort kommen sollten. Und was sie äußern, ist keinesfalls immer "theologisch korrekt."