Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Veranstaltung: Einführungsseminar: Das Motiv der verfolgten Unschuld, Sprache: Deutsch, Abstract: Das politische System, das Lessing kritisierte, war damals, als das Werkentstand, noch gang und gäbe, der Konflikt zwischen Mann und Frau überdauertjedes politische System, obgleich [..] der dramatische Knoten schon längst nichtmehr mit dem Jungfernhäutchen geknüpft wird: Auch jenseits der sexuellenTabus stehen sich Mann und Frau als Todfeinde gegenüber. 1Ganz so extrem wie Dürrenmatt würde ich die heutige Situation nicht charakterisieren. Dennochfinden sich in diesem Zitat die Aspekte, die ich unter dem Thema erotische Unschuld undunschuldige Erotik in Lessings Trauerspiel Emilia Galotti ansprechen werde. TraditionelleInterpretationen sind meist politisch geprägt und bleiben dabei auf der Oberfläche des Stückes, dasdoch von der Interaktion der durch Lessing psychologisch tiefgründig konzipierten Figuren lebt. DemBereich der Erotik, der Rolle von Mann und Frau und dem begrifflichen Verständnis von Sexualität,Sinnlichkeit und Körperlichkeit zur Zeit der Aufklärung, wird in moderneren Interpretationen derVorzug gegeben. Anhand dieser Themen, die ich entlang der Entwicklung der Hauptcharakterebehandle, möchte ich meinen bei der Lektüre der Emilia aufgetauchten Gedanken hinterfragen:Kann Unschuld erotisch wirken, und ist Emilia, die diese Erotik dann ausstrahlen würde, Opfer eineswie auch immer gearteten Missbrauchs und daran gänzlich unschuldig?Als Theaterexperte 2 lässt Lessing die Exposition seines bürgerlichen Trauerspiels unmittelbar imKabinett des Prinzen Hettore Gonzaga beginnen. Er weiß, dass ein solcher szenischer Einstieg dieAufmerksamkeit der Zuschauer fesselt und sie auf das Wesentliche lenkt. Hätte Lessing einen Romanschreiben wollen, hätte seine Geschichte um die bürgerliche Tochter Emilia Galotti früher eingesetzt. [...]1 Friedrich Dürrenmatt: Macht und Verführung oder Die Macht der Verführung. Zu Lessings Emilia Galotti. In: Theater.Essays, Gedichte und Reden. Zürich 1980 (S. 223-230), S. 224. Im Folgenden zitiert als DÜRRENMATT: Macht undVerführung (1980), mit Seitenangabe.2 Der 1729 in Kamenz geborene Pfarrerssohn begeisterte sich schon in jungen Jahren für das Theater. Als Dramaturg am neugegründeten Hamburger Nationaltheater (1767-69) hebt er das bürgerliche Trauerspiel auf ein neues Niveau. Vgl. RainerBaasner und Georg Reichard: Epochen der deutschen Literatur. Aufklärung und Empfindsamkeit. Ein Hypertext -Informationssystem (auf CD-ROM). Reclam, 1998.
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