Beschreibung
Bisher: 22,95 Euro - Jetzt nur noch: 9,99 Euro Wie kann religiös begründete Gewalt ihrer Faszination beraubt werden? Gewalt und Religion eine ambivalente Beziehung 'Sind Religionen gefährlich?' Eine theologische Annäherung Religion bringt Gewalt hervor, fördert sie, legitimiert sie. Es gibt aktuell kaum einen Gewaltkonflikt, in dem nicht Religion im Spiel ist. Die Verbindung von Religion und Gewalt ist also kein Relikt aus alten Zeiten, sondern ein Phänomen, das uns tagtäglich begegnet. Wie aber kann Gewalt unterbrochen, begrenzt, ihrer Faszination beraubt werden? Dieser Frage geht Hans-Martin Gutmann nach. Er zeigt, wie die Dynamik von Gewalt durch religiöse Verbundenheit verstanden werden kann - Anhänger unterschiedlicher Religionen machen parallele Erfahrungen und verwenden in der Ausübung ihrer Religion ähnliche Symbole -, wie religiöse Verbundenheit präventiv Gewaltausbrüche begrenzen kann und wie Gewalt, wenn sie bereits zum Ausbruch gekommen ist, durch religiöse Verbundenheit unterbrochen werden kann.
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Autorenportrait
Dr. Hans-Martin Gutmann, geb. 1953, war Professor für Didaktik der Evangelischen Religionslehre und Kirchengeschichte an der Universität Paderborn. Seit 2001 ist er Professor für Praktische Theologie mit dem Schwerpunkt Homiletik und Universitätsprediger
Leseprobe
1. "Sind Religionen gefährlich?"
Religion bringt Gewalt hervor, fördert sie, legitimiert sie. Kaum ein aktueller Gewaltkonflikt, in dem nicht Religion im Spiel ist. Der "Krieg gegen den Terror" und gegen die "Achse des Bösen" ist ohne religiöse Selbstvergewisserung nicht denkbar, auf beiden Seiten. Heiße Kriege wie zwischen Israel und Palästina, Kalte Kriege wie zwischen Iran und USA, Bürgerkriege wie die in Bosnien, im Kongo oder in Darfur speisen sich aus einer diffusen Gemengelage von ethnischen, sozialen, kulturellen, ökonomischen - und eben, Gewalt verstärkend oder erst anfachend: religiösen Konflikten.
Viel ist hierüber nachgedacht, geschrieben, in Talkshows und Magazinsendungen ausgestrahlt worden. Die Verbindung von Religion und Gewalt ist, leider Gottes, kein Relikt aus alten Zeiten, auf deren Überwindung man durch die weitere Entwicklung von Gesellschaften zuversichtlich hoffen könnte. Nein, die religiöse Aufladung von Gewaltkonflikten ist auch ein modernes Phänomen, wächst und speist sich aus Zerstörungserfahrungen und existenziellen Verunsicherungen der technologischen Modernisierung einer globalen Weltgesellschaft, die alles, was vertraut und sicher scheint, in immer neuen Umwälzungsschüben zerschlägt. Rigide Inklusion und Exklusion, die radikale Trennung zwischen dem Eigenen als dem Guten und Heilen, dem Anderen als dem Fremden, Falschen und Feindlichen schafft auf trügerischem Wege Halt in einer haltlos erscheinenden Weltgesellschaft.
"Sind Religionen gefährlich?" Die Antwort scheint klar. Offenkundig sind sie das. Und nicht erst heute: Von den Kreuzzügen des christlichen Mittelalters bis zu den Flugzeugeinschlägen im World Trade Center am 11. September 2001, von den "Hexenverbrennungen" der europäischen frühen Neuzeit bis zu brennenden Kirchen und Moscheen in Indonesien und anderswo. Einen Ausweg scheint allein die Bändigung von Religion durch Bildung und Aufklärung zu versprechen, ihre Zähmung durch Vernunft und Selbstreflexion, ihre Überführung in ethische Perspektiven wechselseitiger Achtung und Toleranz im Rahmen zivilreligiös legitimierter demokratischer Konfliktlösungsmechanismen.
So leidenschaftlich die Perspektiven von Aufklärung, Bildung, Demokratie und Toleranz in dieser Untersuchung geteilt werden, so begründet scheint uns die Überzeugung, dass die Antriebskräfte von Gewalt auf diesem Wege allein nicht erreicht werden können. Gewalt kann nur unterbrochen, begrenzt, ihrer Faszination beraubt werden, wenn ihr auf eben der Ebene begegnet wird, auf der sie ihre Macht über Menschen entfaltet.
Wie geht das? Genau das ist die Frage, die die Überlegungen in diesem Buch antreibt. Sie werden in diesem ersten Kapitel in Thesenform vorgetragen. Da in manchen medialen und akademischen Verachtungsdiskursen geläufigerweise auf bestimmte Stichworte hin die Schubladen "Blauäugigkeit", "Naivität" und "Gutmenschentum" gezogen werden, verbindet sich mit den elementaren Formulierungen der ersten Seiten die Einladung, vor einer Verfestigung eines solchen Urteils das ganze Buch zu lesen. Umgekehrt spürt der Autor die Verpflichtung, seine These im Geflecht der Diskurse zu vernetzen, die gegenwärtig zu diesem Gegenstand geführt werden.
Was beinhaltet das Stichwort "Gewaltunterbrechung"? Wenn sich Gewalt mimetisch, also über Nachahmung ausbreitet, kann ihr wirksam durch eine Haltung begegnet werden, die in gleicher Intensität Nachahmung herausfordert. Wie Gewalt, so wirken auch Gaben (beispielsweise: Anerkennung, Solidarität, Freigebigkeit) mimetisch.
Wenn in Gewalthandeln Erfahrungen wie Selbstentgrenzung, Freiheit und Grandiosität gesucht werden, dann kann diese Suche durch Gebote und Bestrafungen eingedämmt und durch Aufklärung über ihre Antriebskräfte und Folgen gebremst werden. Existenziell wirklich bindend und befreiend aufgehoben wird die zerstörerische Suche nach solchen Erfahrungen aber vor allem durch Widerfahrnisse der Fülle des Lebens, durch Begegnung ... Leseprobe
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